Album-VÖ von Kat Frankie – “Shiny Things”

Kat Frankie - Album-Cover - Shiny Things - 2022 - s‘läuft! Radio-Promotion

Kat Frankie ist eine Zeitreisende. Nicht im Sinne einer nostalgischen Verklärung. Auch nicht im Hinblick auf ihren Sound. Nein, ästhetisch schlägt sich ihr Wandern zwischen Vergangenheit und Zukunft nicht nieder. Es ist mehr die Erhabenheit ihrer Perspektive: Kat Frankie spürt den losen Enden der Geschichte nach, verfolgt sie in die Gegenwart, durchleuchtet an ihnen präzise die politischen Wirren unserer Tage, begreift die Zusammenhänge, die Fortschreibungen der Katastrophen – und richtet so ihren wissenden Blick auf die Zukunft. Die Stimmungen, die ihr in diesem Durchleuchten zukommen, übersetzt sie in Text und Musik. Zeitreisen also mehr im Sinne einer Dichtkunst. Oder: einer Heimsuchung. Ihr neues Album ist somit auch die Arbeit einer gewachsenen Beobachterin, einer einfühlsamen Denkerin, einer wütenden Erzählerin. Vor allem aber: einer großen Songwriterin. Die 43-jährige scheint in ihrem Kunsthandwerk über der Zeit zu stehen, scheint von dort ihren sorgenvollen Blick auf die Verflechtungen des menschlichen Handelns zu richten.

Doch genug der Abstraktion. Vor allem nämlich ist Kat Frankie – und das ist hier ganz konkret spürbar – eine Sängerin. Das sagt sie auch selber: »Ich wurde physikalisch gebaut, um zu singen.« Und im Gesang steckt, trotz der sorgenvollen, melancholischen Färbung ihrer Musik, auch ein Wohlgefühl, eine Körperlichkeit. Vielleicht auch – in einem positiven Sinne – eine Ahnung der eigenen Bedeutung als handelndes Wesen. Ohnehin, sie ist süchtig danach. Das Singen mag ihre Art zu leben sein. Mehr denn je fragt sie sich in den neun Stücken auf »Shiny Things« dabei, was Kunst verändern kann. Eine Reflexion, die etwa dafür gesorgt hat, zum ersten Mal in ihrer Laufbahn die Texte abzudrucken, die immer zeitgleich und im Zusammenspiel mit der Musik entstehen. Mehr denn je nämlich sprechen ihre Worte an einem kritischen Zeitgeist mit, fragen nach den Bedingungen unseres Zusammenlebens und nach der eigenen Bedeutung darin. Im Schreibprozess schon ergab sich dabei ein einzigartiges Verhältnis von Schönheit und Traurigkeit, von Lichtfluten und Dunkelheit. »Like walking on broken glass«, sagt sie. Die Musik spendet Hoffnung, die Texte folgen einem sorgenvollen Blick. Doch dahinter steckt keine Programmatik: das Lied selbst zeigt, was es braucht, was es sein kann.

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