Seichte Befindlichkeitsstudien sind ihre Sache nicht. Wie viel Haltung und wahrhaftige Poesie deutschspra- chiger Pop heutzutage transportieren kann, beweisen August August in ihrer neuen Single „Kaputt + Kein Hunger“. Slackernd beschwört das Duo aus Hamburg & Berlin den Geist von Grunge und Riot Grrrl-Bewe- gung und verhandelt in nicht einmal zwei Minuten, wie das neoliberale Hamsterrad unser Leben heiß- und leerlaufen lässt. „Der Lack ist ab, alles ab, das ist das Ende und kein Anfang“, stellt Sängerin Kathrin gleich zu Beginn des Songs fest und schon überschlagen sich die Bilder im dazugehörigen Musikvideo. Alles geht viel zu schnell, menschliche Gesten geraten roboterhaft und Protagonisten tanzen wie Marionetten durchs Bild und dann ist auch schon wieder alles vorbei, ehe es richtig angefangen hat.
Gitarrist Dave atmet blauschwarzen Rauch aus, Sängerin Kathrin zieht eine Augenbraue hoch: „Alle wissen selbst am besten wovon sie elendig kaputt sind und wovon sie die Schnauze schon lange voll haben. Zu- kunft? Die spart sich unsere Gesellschaft lieber, wie es scheint. Kinder und Kultur schickt man in der Krise als Erste in den Keller. Wozu also noch aufstehen? Die Perspektivlosigkeit wird einem ja quasi in die Wiege gelegt und man fragt sich, wozu man als junger Mensch eigentlich gebeten ist. Junge Initiativen werden ja nicht selten mit sehr viel Häme bedacht, sofern sie nicht Wertschöpfung und Konsum im Sinn haben.“ Scheint als hätten August August trotz aller Resignation noch genügend Energie, um uns ein bisschen auf die Füße zu treten, ehe sie endgültig liegen bleiben.
Im Februar 2022 erscheint das dazugehörige Album „Liebe in Zeiten des Neoliberalismus“ beim Hamburger Indie-Label popup-records.