
Frittenbude
Es ging weiter in den drei Jahren, die zwischen Delfinarium und dem neuen Album Küken des Orion verstrichen sind. Für jeden anders, für alle gemeinsam. Häglsperger hat für Marcus Wiebusch und Fuck Art, Let’s Dance! produziert und debütierte letztes Jahr als Kalipo auf ANTIME, dem vom Netlabel zum Netzwerk angewachsenen Label Martin Steers, der nebenbei solo an einem Album mit experimentellem Techno und einer neuen Platte seiner Band pandoras.box arbeitete. Johannes Rögner pushte derweil über Anette Records frische Cuts wie andere verschnittenes Gras und nahm mit Kevin Hamann alias ClickClickDecker unter dem Namen Lama L.A. eine LP auf. Für ihre umjubelten Konzerte haben Frittenbude darüber selten zusammengefunden, im Studio aber schlugen Inspiration und Innovation friedfertig Funken.
In der Musikwelt gilt: Wenn die Zeitspannen länger werden, steigt die Spannung an, stellen sich Fragen. Was heißt das, wenn Frittenbude nach drei Jahren ambitionierter und kompromissloser zurückkommen? Heißen wird es zumindest: Frittenbude seien jetzt erwachsen geworden, würden Diskursrock machen. Denn sie hängen mittlerweile mit Dirk von Lowtzow von Tocotronic ab, paffen womöglich Selbstgedrehte und palavern über die Übel des Neoliberalismus. Oder: Frittenbude wären zum stadiongroßen Prog Rock-Act mutiert. Mit Kinderchor, riesigem Analog-Fuhrpark, Live-Drummer und Keyboarder auf der Bühne. Mit zig impliziten Querverweisen, verkapptem Wir Sind Helden-Cover und einem avancierteren Sounddesign als je zuvor. Das stimmt schon ein bisschen, aber eigentlich so gar nicht. Es ist nichts, wie es aussieht. Frittenbude sind die Alten geblieben, offen und unbeirrt.