
Sorgenkind
„Die Sorge ist das Verhältnis zum Leben“, hat ein ziemlich besorgter Søren Kierkegaard einst behauptet, und Niko Haug, seit über 10 Jahren besser bekannt als Sorgenkind (in) der deutschsprachigen Hip-Hop- und Musikwelt, würde das wahrscheinlich sogar unterschreiben. Seinem Künstlernamen alle Ehre macht der in Bremen geborene, im ländlichen Oberfranken aufgewachsene und seit Jahren in Düsseldorf stationierte Sänger und MC allemal – denn das Telefon klingelt natürlich nicht zur vereinbarten Zeit, sondern erst knapp zwei Stunden später. „Ja, der Sound ist inzwischen zwar schon etwas erwachsener geworden, die Person dahinter ist aber immer noch dieselbe verpeilte Person, die morgens das Telefonat verpennt“, entschuldigt er sich denn auch schmunzelnd und man hört dasAchselzucken förmlich: Manche Dinge ändern sich wohl nie – was soll’s. Musikalisch jedoch ist viel passiert bei Sorgenkind, der sich im Herbst 2018 mit neuen Tracks zurückgemeldet hat („Um uns“) und nun langsam aber sicher auf den dritten Albumzyklus zusteuert.
Man hört sofort raus, dass der Wahl-Düsseldorfer mit den Jahren reifer geworden ist, dass er viel erlebt, viel gelebt und viel nachgedacht hat seit seiner wortgewaltigen Battle-Rap-Phase, die ihm besonders zu Beginn des Jahrzehnts viel Lob und Aufmerksamkeit bescherte: „VBT war ein Experiment, hat damals auch echt Spaß gemacht“, kommentiert er die frühen Erfolge beim Videobattletournier (VBT) und ähnlichen Online-Battle-Plattformen wie der Reimliga Battle Arena. Anknüpfend an sein programmatisch betiteltes Debütalbum „Weltretter auf Jobsuche“ (2009) ließ das Eypro-Crew-Mitglied drei Jahre später den sehr viel ernsteren Longplayer „Von A nach X“ folgen. Während Haug sich die Bühne zu dieser Zeit unter anderem schon mit Mac Miller (rip) teilte, entpuppte sich der Titel der zuletzt veröffentlichten EP „Sommerloch“ (2014) als eine Art selbsterfüllende Prophezeiung, denn er drosselte danach tatsächlich das Tempo,ging in sich, feilte an seinem Sound, orientierte sich neu, indem er immer mehr Raum für den Gesang machte, der ja auch schon immer eine große Rolle für ihn gespielt hatte…
Highlights gabs trotzdem reichlich in den letzten paar Jahren: Auf seine Main-Stage-Performance beim splash! ließ er viele weitere Festival-Shows folgen, räumte in Düsseldorf den Musik-Nachwuchspreis „Citybeats“ ab, trat im Vorprogramm von Blumentopf auf, „und letztes Jahr dann überraschend der Support-Slot für Fanta 4“, platzt es aus ihm heraus. „Jedes Mal vor fünf- bis zehntausend Leuten auf der Bühne zu stehen, das war schon krass“, so Sorgenkind, der sich selbst so oder so als „richtigen Open-Air-Mensch“ bezeichnet.
Parallel zu den Shows schrieb Sorgenkind nach und nach jene Lyrics, mit denen er sich aktuell zurückmeldet: „Ja, einer von diesen Texten, die in diesem längeren Sommerloch entstanden sind, wäre der von Fremd, der zweiten neuen Single nach dem gefeierten Comeback-Track „Um uns“. „Da gehts um eine Beziehung, die nicht mehr so gut läuft –und zwar die Beziehung mit mir selbst: Ich träume davon, mir selbst fremdzugehen, um mich dann wiederum neu in mich zu verlieben.“ Konzepte wie dieses seien für ihn meistens der Ausgangspunkt für einen neuen Track: „Mir geht es immer in erster Linie um Texte, um Inhalte – Nonsens auf schönen Melodien reicht nicht. Mit dem Text steht und fällt alles.“Wobei noch ein anderer Faktor immer wichtiger geworden ist mit den Jahren: Hooks. Refrains. Der Faktor Pop.
„Um Uns“ ist die erste Single einer lang angelegten Single-Kampagne bis zum Sommer 2019, aus welcher ein Album entstehen wird. Tourdaten sind für das Frühjahr 2019 geplant.
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