
Sun Of Moon
„Kann man es ein Konzept nennen, wenn man sich entscheidet, die Welten nicht mehr zu trennen und alles zusammenzuschmeißen?“ (Sun of Moon Mastermind Lleluja-Ha über sein Debüt)
Wenn sich Künstler mit ihrem Debüt-Album auseinandersetzen, teilen sie ein Stück ihrer eigenen Welt zum ersten Mal mit der Öffentlichkeit. Im Fall von Sun of Moon sind dies gleich zwei Welten: Zum einen ist da die Welt eines Musikers, der mit sehr viel Liebe zum Detail über ein Jahr hinweg in verschiedenen Berliner Tonstudios komplett im Alleingang an seiner ersten Solo CD als „Sun of Moon“ arbeitete. Gleichzeitig taucht man jedoch auch ein in die Welt eines filmmusikalischen Arrangements, nahezu in die Welt eines Soundtracks zu diesem popmusikalischen Erstlingswerk.
Auf dem Cover des auf Motor erscheinenden Debüts steht der Name der Band, der zugleich auch der Name dieses Debüts ist: Sun of Moon. Gleichzeitig findet sich darunter jedoch, in gewohnter Filmplakat-Ästhetik, das typische „Original Motion Picture Soundtrack“ und verwirrt womöglich. „Aber ein Verwirren ist ja ok, wenn die Leute dann weitergraben“, sagt Lleluja-Ha, der Mann der sich hinter Sun of Moon verbirgt. Die musikalische Liste des gebürtigen Schweizers ist lang und vielseitig.
Als fester Teil der dortigen Alternative Szene, zog er vor einigen Jahren nach Berlin um sich neben dem Elektro Beat Duo OY nun auch der Komposition von Theater- und eben auch Filmmusik zu widmen. Nachdem er unter anderem den Soundtrack zu Leander Haußmann’s „NVA“komponierte und für Stefan Pucher zu zahlreichen Inszenierungen an den großen deutschsprachigen Theater- bühnen sowie für Tanz- und Performancestücke die Musik schrieb und produzierte, war es nun Zeit für sein erstes Soloprojekt:
„Von meinem Soloalbum wollte ich, dass es wirklich meine Musik repräsentiert und nicht nur einen Teil meiner Musik. Ich stehe nicht auf dieses ‘Eintüten von Stilen’. Deshalb habe ich beides miteinander kombiniert: eine CD mit Popmusik und eine CD mit Filmmusik.“
Während andere also mühsam die ersten Songs für ihr Debüt zusammenklauben, legt Sun of
Moon ein Doppel-Album mit insgesamt 36 Tracks vor. Auf der ersten CD, die als Haupt-CD betourt wird, finden sich wunderschöne Pop-Perlen, die einen Einblick in die Welt von Sun of Moon ermöglichen. Auf der zweiten als Bonus dazu gereichten wird diese Welt wie bei einem Soundtrack mit filmmusikalischen Arrangements untermalt. Doch die Welt des Pop und die Welt des Films sind hier nicht getrennt, sondern befinden sich in einem Zusammenspiel, in welchem Sun of Moon Mastermind Lleluja-Ha bis in die feinsten Details zu spüren ist: er spielte bis auf einige Bassläufe alle Instrumente selbst ein und schrieb die kompletten Sätze für die Bläser und Streicher. Dafür zog er sich im rastlosen Berlin für ein Jahr in ein Studio zurück um so einen organischen Sound zu erzeugen. Die finale Abmischung fand im Candy Bomber Studio in Tempelhof statt, in dem auch Tocotronic ihre letzte Platte produziert haben. Das Orchester wurde im DDR Rundfunkhaus eingespielt.
Entstanden ist eine Debüt-CD, die wie eine Reise klingt: eine Reise durch die Welt von Sun of Moon. Diese Reise hat melancholische, aber auch positive Zwischenstops und klingt wie ein Resumé und gleichzeitig wie ein Neuanfang. In jedem Track finden sich liebevolle Details: ob es nun eine Tram ist, welche die teils folkigen Songs mit den treibenden Indiepop-Songs verbindet oder dieselbe Tonart, mit welcher eine Geschichte endet und die nächste beginnt.
Um diese Geschichte herum wurde zwischenzeitlich eine weitere gesponnen: Lleluja-Ha ließ sich von Freunden das Drehbuch zu einem fiktiven Films namens „Des Mondes Sonne“ schreiben, welcher in China konfisziert worden sei – diese CD bildete den Soundtrack dazu. Während die Bilder des Films also für immer verloren gingen, blieb Sun of Moon als fulminanter Soundtrack bestehen. Doch das Debüt von Sun of Moon ist zu eigenständig, zu organisch und zu außer- gewöhnlich, um sich hinter einer fiktiven Geschichte zu verstecken. Vielmehr schreibt Sun of Moon mit dieser CD seine eigene Geschichte.
Mittlerweile ist Sun Of Moon zu einer Band gewachsen. Live wird Lleluja-Ha von anderen interes- santen Multi-Instrumentalisten begleitet, was den Schlagzeuger von Feist so begeistert hat, dass er für die Tour mit eingestiegen ist. Das filmische Element geht dabei nicht verloren, denn live trägt Lleluja-Ha’s Kostümierung diese geheimnisvolle Welt visuell mit auf die Bühne.
Es ist schwer dieses Projekt durch seine Einzigartigkeit und musikalische Vielseitigkeit mit anderen Acts zu vergleichen. Deshalb sollte man sich dieser Reise von Sun of Moon anschließen, denn selbst ihre Zwischenstops bestehen aus überwältigenden Highlights.