Die Welt ist nicht genug

„Die Welt ist nicht genug“ für Bambus. Auf einem verträumt sphärischen Beat von seinen langjährigen Wegbegleitern philchef & vanta, erzählt der Dortmunder Rapper von Melancholie und Apathie, aber auch von der Suche nach innerem Frieden in einer Welt, in der wir alle unseren Platz suchen und die immer tiefgreifenderen Krisen ausgesetzt ist. Bambus gibt damit dem abstrakten Lebensgefühl, das die Generation „Fridays for Future“ beschäftigt, Raum in Wort und Ton. Die Single ist die erste Auskopplung aus seinem kommenden Soloalbum, das über das Essener Musiklabel Weltgast erscheinen wird.

Die Gedanken des Künstlers:
„Die Welt ist nicht genug“ Lebensraum für den Menschen, wenn wir so weiter machen wie bisher. Die Jugend muss sich betäuben um diesen traurigen Fakt erträglich zu machen. Wir flüchten in Digitalwelten und verlieren immer mehr den Hang zu Realität, weil die Realität nichts ist, was wir akzeptieren möchten. Diese Gefühlswelt habe ich versucht in den Song einfließen zu lassen.“

Biografie:
Im deutschen HipHop-Untergrund sticht ein Künstler aus der Generation junger Soundcloud-Rapper klar heraus: Mit einem quantitativ wie qualitativ enormen Output hat sich Bambus unter Rap- Feinschmeckern einen Namen gemacht. Bambus wächst im westfälischen Kamen auf. Im kleinstädtischen Umfeld erfährt seine schon im Kindesalter aufkeimende Begeisterung für Rap nicht sonderlich viel Gegenliebe. Der HipHop-Einsiedler vernetzt sich deshalb als Teenager über das Internet mit Gleichgesinnten. Im Onlineforum von rappers.in teilt er seine ersten Gehversuche als MC und kommt so in Kontakt mit jungen und ebenso hungrigen Artists. Das durch die Gegend reisen, andere Künstler besuchen und in engen WG-Zimmern gemeinsam Musik machen ist etwas, das sich bis heute durch sein Leben zieht. 2013 veröffentlicht Bambus seine Debüt-EP „Fargesia“. Schon zu dieser Zeit zeigt der Rapper erste Anzeichen dessen, was mal der typische Bambus-Sound sein soll: laidback und verspult, dennoch detailverliebt und voller Metaebenen. „Aus jetziger Sicht würde ich sagen, dass ich heute das machen kann, was ich damals machen wollte, aber nicht hinbekommen habe.“, denkt Bambus an diese Zeit zurück.

In den Folgejahren erweitert der Artist seine Diskografie auf insgesamt zwölf Releases. Sieht er sich zu Beginn noch im Conscious Rap, zum Teil sogar im Boombap verortet, findet er nach und nach zunehmend Gefallen an Lo-Fi-Beats und Cloud Rap. Ein Schlüsselmoment ist die Veröffentlichung seines 2016er Albums „Harambus“, für das Bambus erstmalig mit nur einem einzigen Produzenten zusammenarbeitet. Haruno baut die passgenauen atmosphärischen Beats für Bambus‘ Vision eines avantgardistischen, wavy Sounds. Zunehmend lässt der Rapper von gängigen Rapstrukturen und Schubläden ab. Mit einer unschuldigen Neugier und Experimentierfreude gibt er seinen folgenden EPs und Alben etwas unbekümmert Skizzenhaftes. Mal zeigt er sich als verkopfter Beobachter oder undurchschaubare Nebelgestalt, dann wieder lässt er die geballte Kraft seiner Emotionen auf die Hörerschaft los. Seine Texte wirken beiläufig und auch mal kryptisch, sind dennoch voller Tiefgang und einer Ehrlichkeit, die oft im Kontrast zum introvertierten Erscheinungsbild des Rappers steht. Trotz modernem Soundbild distanziert sich Bambus vom Zeitgeist der Rap-Industrie: „Ich bin der Gegenpol zu dieser ganzen weichgewaschenen Kopienlandschaft.“ Inspiration findet er bei Underground- Künstlern wie Bones, Bladee und Black Kray, aber auch als Teil diverser Crews und Collabo-Projekte mit Rappern wie NARU und Konz.

Bambus‘ Diskografie ist eine offene Entwicklungsreise. Seine Hörer können seinen künstlerischen Weg und sein Wachstum offen miterleben – ein Charakteristikum seiner Karriere, die sich auch in der Namenswahl widerspiegelt: „Das Musizieren ist ein fortlaufender Prozess, man verarbeitet Emotionen und Lebensabschnitte und reift sowohl musikalisch als auch menschlich. Kaum eine andere Pflanze symbolisiert stetigen Wachstum so gut wie die Bambusstaude. Ich bin die lebende, musikmachende Version eines Stückes Bambus und kann nur gestoppt werden, wenn man mich schneidet. Doch auch dann wachse ich nach diesem Schnitt trotzdem wieder in die Höhe.“

Mit dem Essener Label Weltgast hat Bambus inzwischen eine musikalische Heimat gefunden und die Transformation vom Bedroom-Künstler zum professionellen Musiker vollzogen. Ruhiger wird es um den Künstler deshalb noch lange nicht. Gemeinsam mit Vanta und philchef arbeitet er non stop an neuem Material. Die beiden Produzenten begleiten ihn seit seinem ersten Vinylrelease „Wechsel“, mit dem der Rapper endgültig beweisen konnte, dass er das Gegenmodell zu schnellvergänglichen Hypes ist.