Euphoria

Auf ihrer neuen Singleauskopplung begibt sich Vivie Ann auf die Suche nach ihrer verloren gegangenen Euphorie. Aber nicht etwa leise und nachdenklich, sondern kraftvoll und mit ordentlich Wut im Bauch. Vorwärts getrieben von peitschenden Drums und E-Gitarren entspannt sich ein  furioses Selbstgespräch. Produziert wurde der Song mit  Tobias Siebert (Juli, Kettcar, Me And My Drummer).  Dessen kerniger Indiesound verschmilzt mit Vivie Anns  gewohnt starkem Songwriting zu einer großen Pop-Hymne.  Dass Vivie Ann ihre Euphorie wiedergefunden hat,  kann man auf dem kürzlich erschienenen Album  „When The Harbour Becomes The Sea“ nachhören.  Und auf ihrer gleichnamigen Tour macht sie sich auf,  diese auch auf ihr Publikum überschwappen zu lassen.  Wer sich für melodischen, energetischen Indie-Pop  begeistern kann, sollte sich die Termine dick im Kalender anstreichen.

Vivie Ann ist Tochter zweier Musiker und kennt das  bewegte Künstlerleben von klein auf.  Als Kind schlief sie Backstage im Keyboard-Case ihres  Vaters, während die Eltern auf der Bühne standen.  Schnell galt auch sie als Ausnahmetalent und im  Musikzirkus standen ihr alle Türen offen.  Doch es kam anders. Nach dem Abitur wurde Vivie immer wieder von sogenannten transitorisch ischämischen  Attacken heimgesucht. Dabei handelt es sich um  Durchblutungsstörungen im Gehirn, die mit  migräneartigen Kopfschmerzen beginnen und  unbehandelt innerhalb kurzer Zeit zum Schlaganfall  führen. Inzwischen scheint die Krankheit überwunden,  doch es ist Vivie sehr wohl bewusst, dass sie in dieser Zeit dem Tod mehrmals nur mit Glück entronnen ist.

Wie so oft schärfte die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit den Fokus auf das Wesentliche. Vivie Ann entschied, von nun an nur noch das zu machen, wofür sie wirklich brennt. Keine Kompromisse mehr,  um sich dem Musikmarkt anzupassen.  Sondern nur noch ihre eigene Vision von kunstfertiger  Popmusik, persönlichen und ehrlichen englischen Texten und detailverliebten Arrangements.  Dass dieser Weg zwar aufrichtiger, aber auch steiniger ist, musste die Wahl-Hamburgerin bald lernen.  Doch sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, gründete ihr eigenes Label, sammelte Geld via Crowdfunding und  scharte eine ganze Riege an Mitstreitern, Musikern und  Produzenten um sich. Auch ihr zweites Album „When The Harbour Becomes The Sea“ erscheint so als Werk einer  unabhängigen Selfmade Künstlerin, die vom Songwriting über die Produktion bis hin zum Coverdesign alle Fäden selbst in der Hand hält.