Wenn das Album »Shiny Things« über sich selbst sprechen könnte, würde es vielleicht sagen: Ich bin Musik. Ich bin der Tanz, den die Geister der Vergangenheit zwischen uns aufführen, unsichtbar und doch präsent. Ich bin der sehnsüchtige Klang der Nostalgie nach einer besseren Zukunft, deren Erfüllung schon in der Vergangenheit zerstört wurde. Ich bin die Heimsuchung der Gegenwart. Ich bin Trauer und Hoffnung zugleich. So könnte man Kat Frankies neun Stücke auf »Shiny Things« auch als Protestmusik beschreiben. Als eine Art melancholische Protestmusik jedoch, die eine wenig beachtete Sphäre der Auflehnung ins Spiel bringt: das vielstimmige, feinsinnig orchestrierte Betrauern von etwas, das nicht sein kann und doch in diesem umarmenden Phantomschmerz, der sich vielleicht nur im Song offenbart, existiert. Und da sind sie dann auch schon wieder: die Geister der Revolutionen, die durch dieses Album steigen. Die Menschen werden ihnen nicht entgehen können. Also gilt es, ihnen diese Musik zu widmen. Kat Frankie hat sie dafür geschrieben. Sie sind voller Würde und Schönheit.
Kat Frankies Songs, die sich durchaus einer eigensinnigen Popmusik zuschreiben lassen, sind dabei alle getragen von etwas, das sie erhebt. Schon im titelgebenden Opener »Shiny Things« ist das ganz deutlich erkennbar: In einer stimmgewaltigen, dicht orchestrierten Abhandlung über das untrennbare Verhältnis von Schönheit und Verfall, lässt die seit 2004 in Berlin lebende Australierin Lichtreflexionen von Flächen aufblitzen, die bereits Rost ansetzen, wendet sich feinsinnig den Augenblicken des Dazwischen zu, in denen sich Vergangenheit und Zukunft berühren. Dynamisch geht es weiter, mit einem nach vorne brutzelnden »Spoiled Children«, das im Gewand früher Interpol die Dekadenz weißer Privilegien anprangert.